Aquarelle von Thomas Vassella

Thomas Vassella zusammen mit seiner Gattin Heidy bei der Übergabe

Am 13. September 2011 hat Thomas Vassella dem Ortsmuseum Wiedikon sämtliche Aquarelle geschenkt, welche er in Zürich gemalt hat, als er noch in Wiedikon wohnte. Die meisten Sujets befinden sich im Kreis 3 und sind teilweise auf der nebenstehenden Übergabe-Fotografie ersichtlich.Die offizielle Übergabe erfolgte im Sitzungszimmer des Ortsmuseums, im Beisein seiner Frau, seiner Schwiegertochter und eines Teils der Verwaltung der Genossenschaft Heimat- und Ortsmuseum Wiedikon. Wir werden diese schönen Zeichnungen nicht nur aufbewahren, sondern auch der Öffentlichkeit zugänglich machen. Vorgesehen ist, die Zeichnungen im Grünen Zimmer, zwischen den Wechselausstellungen, aufzuhängen.

Unten aufgeführt ein Teil der Aquarelle, welche sich im Archiv des Ortsmuseums befinden.

Mein Weg zur Malerei


Text von Thomas Vassella

Durch meinen Vater, gebürtiger Puschlaver, kam ich in den Genuss der dortigen Bürgerschaft. Als ihm das schöne Tal zu eng wurde und es für ihn, wie für so viele andere damals, keine Verdienstmöglichkeiten gab, zog er als sogenannter Emigrant ins Unterland. Im Jahre 1922 konnte er ein kleines Heimwesen in der hinteren Bubenwies in Schönenberg ZH erwerben. 1924 lernte er seine zukünftige Frau, Albina Fässler aus Unteriberg, kennen und schloss ein Jahr darauf mit ihr den Ehebund. Aus dieser Ehe entsprossen sieben Kinder. Fünf Töchter und zwei Söhne. Ich, Thomas, traf als erster am 13. November 1925 ein.

Die mageren Kriesenjahre, in die ich hineingeboren wurde, hinterliessen auch bei mir ihre Spuren. Schon sehr früh, als Fünfjähriger, fing ich an zu zeichnen. Als Erstklässler entdeckte ich meine Passion zum Zeichnen und Malen. Mein zeichnerisches Talent ist damals meinem Lehrer Ferdinand Hofmann aufgefallen. Da er nebenbei Kunstmaler war, wurde er ein grosser Förderer auf meinem Weg zur Malerei. Ich malte viel nach meinen Vorstellungen. Durch meinen Lehrer kam ich in die glückliche Lage der Kenntnisse und Ausbildung in der Malerei. Als Ferdinand Hofmann mich eines Tages einlud, mit ihm zusammen mit der Eisenbahn nach Zürich zu fahren, war die Überraschung und die Freude gross. Zur damaligen Zeit war die Seidengasse und somit der Mühlfellner-Rupf mit dem kleinen Tram zu erreichen, wo sich ein Mal- und Zeichenartikel-Geschäft befand, das wir besuchten. Er kaufte mir einen Malkasten. Das war schon ein herrliches Gefühl, erst die wunderschöne Reise, und jetzt noch einen eigenen Malkasten. So kam ich damals, schon als Zweitklässler, durch meinen Lehrer zu meinem ersten Malkasten. Die Begeisterung und die Freude waren um so grösser, da mir ja bewusst war, dass meine Eltern mit ihrem geringen Verdienst mir das nie hätten ermöglichen können.
Im Pestalozzianum Zürich im Beckenhof war zu dieser Zeit ein internationales Institut für das Studium von Jugendzeichnungen entstanden. Ferdinand Hofmann und ein Lehrerkollege, Herr Weidmann, sammelten zusammen die schönsten Schülerzeichnungen der Schweiz und aus dem Ausland, bewerteten sie und tauschten sie aus, um sie bei Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch meine Bilder wurden auf diese Weise durch Ferdinand Hofmann einem breiteren Publikum gezeigt. Schon als Achtjähriger, 1933, konnte ich mich bereits mit Fünfzehnjährigen an mehreren Jugendwettbewerben, wie an der Landesausstellung messen. 1939 durfte ich erstmals am Höhenweg in Zürich ausstellen.

Als meine Schulzeit beendet war, konnte ich wegen Ausbruchs des Krieges keine Lehre absolvieren. Ich musste viel auf dem elterlichen Bauernhof helfen, da mein Vater die meiste Zeit im Aktivdienst war. Wenn mir etwas Zeit blieb, suchte ich mir an verschiedenen Orten, Arbeit auf dem Bau und bei der Torfausbeutung, um etwas Geld zu verdienen. Auf diese Weise versuchte ich, meine Eltern, die eine grosse Familie durchzubringen hatten, zu unterstützen. Der Verdienst auf dem kleinen Hof war nie gross.
Wiederum war es dann mein Lehrer Ferdinand Hofmann, der mit einer wunderschönen Überraschung aufwartete. Er schenkte mir ein Ölfarben- Köfferli mit Palette samt Staffelei und lernte mich das Ölfarbenmalen. So durfte ich weiterhin im Winter an einem Nachmittag pro Woche mit ihm zusammen arbeiten und lernen.

Wie war das jedesmal ein erhebendes Gefuhl, wenn ich das leere Schulzimmer betrat und mir der Geruch von Ölfarben entgegen schlug. Die ganze Atmosphäre, der Geruch von Ölfarben riefen in mir eine beglückende Aktivität wach; es war immer wieder etwas ganz Besonderes. Im Jahre 1940, als Fünfzehnjähriger, fing ich an draussen in freier Natur, manchmal auch unter der Leitung meines Lehrers, zu malen.

Die Kunstgewerbeschule in Zürich besuchte ich im Jahre 1947, 1948 folgte Farbenlehre und die allgemeine Ausbildung. Danach arbeitete ich für kurze Zeit in Zürich in einem grafischen Malergeschäft. Im Mai 1949 fand ich eher durch Zufall eine Arbeitsstelle als Andrucker im grafischen Gewerbe, wo ich bis zu meiner Pensionierung tätig war.
Ein ganz besonderer Tag für mich war, als ich 1955 meine Freundin Adelheit Götschi heiraten durfte. Sie teilt nun mit mir schon viele Jahr die gleiche Begeisterung an der Malerei und bringt ihre eigene Kreativität auf verschiedenste Weise zum Ausdruck. Wir inspirieren und ergänzen uns gegenseitig. Es findet zwischen uns stets ein reger Gedanken- und Ideenaustausch statt. Ein Jahr später, 1956, kam unsere Tochter Emilia zur Welt. Fortan war sie unsere grosse Inspirantin bei unserem künstlerischen Schaffen. 1961 gebar meine Frau ein zweites Kind, unseren Sohn Reto. Diese Zeiten waren damals vor allem geprägt durch meine Malerei, ich fand endlich den für mich stimmigen Stil. Ein beliebtes Motiv waren immer auch unsere Kinder. Meine Kreativität zeigt sich aber auch in meiner Freude am volkstümlichen und später auch am klassischen Gesang. Mit viel Freude und grossem Ideenreichtum fertigte ich auch kleine Schmuckstücke in verschiedenen Materialien an. Zwischen dem Jahr 1950 und 1960 lernte ich die schönen kaligrafischen Schriften. So war mein Leben immer erfüllt von der Schönheit der Kunst in all ihrer Vielfalt.
Ich malte viele Blumen, doch ein besonderes Anliegen war mir stets, alte idyllische Landschaften und Häuserpartien, die dem Abbruch geweiht waren, in ihrer ursprünglichen Schönheit und Romantik festzuhalten. Bis heute ist es mir ein Bedürfnis, dem unverfälscht Schönen im gegenständlichen treu zu bleiben, zur Erinnerung für die Nachwelt, und als Zeugnis der harmonischen Gegenwart.