Die Existenz fossiler Föhren in den Utolehmen am Friesenberg ist seit 1861 bekannt. Beim Lehmabbau der Zürcher Ziegeleien wurden sie während Jahrzehnten freigelegt. Ihr Erhaltungszustand ist derart gut, dass sie, obschon wahrscheinlich über 10'000jährig, noch nach Harz riechen. Leider sind die Bäume bis auf die Holzartbestimmung nie weiter untersucht worden, weshalb wir über das genaue Alter noch nicht restlose Klarheit haben. Doch muss es sich um ein eiszeitliches Relikt handeln oder um Funde aus der frühesten Nacheiszeit. Die Untersuchungen sind im Gange und werden hier zu gegebener Zeit auch bekanntgegeben.
Die letzte Eiszeit, das Würmglazial, ging vor rund 10'000 Jahren zu Ende. Noch um ca. 18'000 vor heute, d.h. im Hochglazial, stirnte der Limmattalgletscher bei Zürich und staute mit seinen Endmoränen den See auf. Gleichzeitig verwehrte er der Sihl mit seiner linken Seitenmoräne den Eintritt ins Zürichseebecken. Später zogen sich die Gletscher schrittweise weiter zurück. So hinterliess beispielsweise der Limmattalgletscher ältere Moränenstände als das Zürichstadium bei Killwangen-Spreitenbach und bei Schlieren. Ein jüngeres Stadium bildete er, als er auf dem weiteren Rückzug nochmals bei Hurden-Rapperswil eine Ruhepause einlegte.
Die eigentliche Klimaverbesserung setzte jedoch erst im Spätglazial ein (um 13'000 bis 12'500 vor heute), als die Gletscherzungen längst in den Alpentälern verschwunden waren. Damals begann sich im Schweizer Mittelland eine Kältesteppe mit Gebüschformen wie Wachholder, Sanddorn und Wermut zu entwickeln. Ab 12'500 sind dank einer Fundsteile im Dättnauertal bei Winterthur erstmals Bäume und die Entwicklung der ersten Wälder in den Talniederungen nachgewiesen. Erster Pionierbaum war wie heute an der polaren Waldgrenze die Birke. Sie wurde aber sehr rasch durch die Föhre (meist Waldföhre) ins Unterholz verdrängt. Vereinzelt fanden sich in diesen Wäldern auch Weiden. Diese Wärmephase, von den Wissenschaftern Bölling und Alleröd genannt, dauerte rund anderthalb Jahrtausende. Gegen 10'800 vor heute, also noch immer während der letzten Eiszeit wurde es erneut kalt, weshalb die bei uns wachsenden Birken/Föhrenwälder wieder abstarben. In dieser Jüngeren Tundrenzeit entwickelte sich nochmals kältesteppenartige Vegetation wie wir sie im heutigen nördlichen Skandinavien oder bei uns über der Waldgrenze begegnen. Die Gletscher stiessen jedoch nicht mehr bis ins Mittelland vor.
Die Nacheiszeit, welche um 10'000 vor heute begann, führte zur Wiederbewaldung des Mittellandes mit Birken und Föhren. Auch diese postglaziale Wlederbewaldung ist in der Schweiz mit Föhrenfunden auf dem Belpberg nachgewiesen. Dank der deutlichen Erwärmung konnte sich diese Waldgesellschaft gegenüber dem einwandernden Buchen/Eichenmischwald nicht mehr behaupten und verschwand spätestens um 9'900 vor heute.
Wie die Foto zeigt, liegen die Utolehme als gewaltiger Schwemmfächer am Fusse der sehr steil abbfallenden Üetlibergflanke. Diese erstreckt sich vom Albisgüetli bis zum Triemli und weiter gegen Albisrieden. Das untere Ende reicht bis etwa zur Schmiede Wiedikon und zum Ortsmuseum. In der Eiszeit, als das Llmmattal unterhalb des Sees schon eisfrei war, begannen die Moränen, die der Gletscher an die steilen Abhänge des Üetliberges geklebt hatte, abzurutschen und rissen dabei auch lockeres Molassegestein mit sich. Die obere Süsswassermolasse des Uto besteht vorwiegend aus Mergeln und Sandsteinen.
Erst gegen 13'000 vor heute begannen sich die Ablagerungsverhältnisse als Folge der Klimaverbesserung zu beruhigen. Schneeschmelzwasser und Regen schwemmten in der damals noch öden und kahlen Landschaft aus der Molasse und dem Moränenschutt an den steilen Utohängen Feinmaterial wie Sand und Ton ab, um dieses weiter unten wieder abzulagern. Bei stärkerem Niederschlag trug das Wasser Sand ab; ging die Wasserführung zurück, konnte nur noch der feinere Ton transportiert werden. Das Mischsediment aus Sand und Ton, das heute den Friesenberg bildet, nennen wir Lehm. Solange dort Bäume wuchsen, wurden sie von den Lehmeinschwemmungen langsam einsedimentiert, bis sie schliessl ich in der wassergesättigten Ablagerung ertränkt wurden und abstarben. Die Bedingungen blieben etwa gleich bis zum Zeitpunkt, als sich um 9'900 vor heute das Nacheiszeit-Klima einstellte und die Vegetation auch die Utohänge zu bedecken begann, was weitere Abschwemmungen verhinderte.
Wahrscheinlich um 12'500 vor heute dürften auch in Zürich und Wiedikon die ersten Birken und Föhren eingewandert sein. Sie wuchsen als eine Art Galeriewald in der Talniederung und begannen sich langsam über den kahlen Lehmschwemmfächer Richtung Uto auszubreiten. Leider fehlen uns noch immer datierte Holzfunde aus dieser Zeit im Raume Zürichs. Im Dättnauertal bei Winterthur sind sie dagegen sehr zahlreich. Es begann dort mit Birken, welche sehr bald durch die Föhren ins Unterholz verdrängt wurden. Solange die oberhalb des Friesenbergs liegenden Hangbereiche kahl blieben, konnte der Lehm die Bäume langsam eingraben. Diesem Umstand verdanken wir die gut erhaltenen Baumstümpfe, welche immer wieder in Baugruben (Foto) zum Vorschein kommen können. Solange der Baum überlebte, reagierte er mit dem Ausbilden sogenannter epitropher Wurzeln, welche er im Boden drin aufwärts trieb.
Wieder andere Bäume bildeten ein zweites Wurzelstockwerk über dem ursprünglichen. Sie konnten so länger überleben. Immer wenn viel Wasser den Üetliberghang herunter kam, führte dies zu engen Jahrringfolgen in den Bäumen. Die Jahrringe der Stammscheibe widerspiegeln daher die wechselvollen Umweltbedingungen. Nach dem Absterben des Baumes blieb der Stamm noch stehen, bis ihn ein Sturm umwarf. Die Stämme sind, weil sie der Luft ausgesetzt waren, in der Regel nicht erhalten geblieben. Auch von Waldbränden, ausgelöst beispielsweise durch Blitzschlag, blieb der Wald nicht verschont. Einer der ausgestellten Bäume korrigierte eine solche Schädigung durch überwalmen. Mit Ausnahme der waldlosen Jüngeren Tundrenzeit (zwischen 10'800 und 10'000 vor heute) können Bölling und Alleröd (zwischen 12'500 und 10'800) vor heute immer Bäume fossilisiert worden sein. In einer Baugrube an der Wasserschöpfi konnten wir in ca. 5 m Tiefe 20 Föhrenstümpfe sowie einen Weidenstumpf bergen und eine grosse Zahl dünner Birkenstämmchen feststellen. Leider warten wir noch auf eine Altersdatierung, doch vermuten wir, dass es sich eher um rund 11'000jähriges Holz aus der Späteiszeit als um solches aus der frühen Nacheiszeit (10'000 bis 9'900 vor heute) handelt.
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